Coldplay

Franziskusweg – Tag Zehn

Ein weiteres Bilderbuch-Klischee eröffnet sich dem verschlafenen Mir im verschlafenen Valfabrica. Ein Barbesitzer steht weißbeschürzt (Hemd: Hellblau) vor seiner Lokalität und bedient –von fleischeslustigen Kunden umringt- eine Wurstmaschine, auf der eine Mortadella vom Ausmaß einer großzügigen Nackenstütze liegt. Der Weg nach Assisi ist nicht mehr der Schreibe wert. Es ist halt frühmorgens. Kälter als ich der Region zugetraut hätte… So viel vielleicht… Selbstverständlich kommen wir an. Kein Tamtam. Der Beschluss: Sich gediegen zu betrinken, nachdem Simone (Don Simone) seinen Gebetsmarathon durch die diversen geistlichen Einrichtungen der Stadt vollendet hat.

Für die beiden Weintrinker bedeutet das: Drei kleine Bier (0,4) mit dem verrückten Alpenländer um dann beinahe volltrunken in den Wagen der Mitfahrgelegenheit zu torkeln. Ich übernachte. Beziehe Bett. Alleine im sterilen Dormitorio. Dann nach oben. Auf die Rocca Maggiore. Die paar übriggebliebenen Burgmauern, die auf dem höchsten Punkt der Stadt flacken wie Rippchenknochen auf einem fettverschmierten Fleischteller, geben nicht viel her. Doch der Himmel färbt sich langsam violett über dem Panorama. Ich sitze. Schaue. Warte. Übers Land. Wache. Alleine. Jetzt bin ich erst da. Das Pärchen neben mir lässt die Handylautsprecher „Fix you“ in die Wolken brüllen.

Das wars.
Hier.
Ich.
Weder erleuchtet, noch König der Welt.
Nur ich.
Jetzt.
Hier. Der Himmel. Die Stadt. Und Fix You.
Kein Bedürfnis. Kein Bedarf nach Fotos, Status, Vino, Essen, Gesellschaft.
Dann wieder allein. Zum Schluss…

NACHWORT
Die zweieinhalbstündige Zugfahrt von Assisi zurück nach Florenz wird versuchen, das Getane zu relativieren. Sie wird es nicht schaffen.