Showdown

Franziskusweg – Tag Sieben

Der Schnarcher heißt Fabio. Wir sind jetzt Freunde. Später…
Ich wache schwachen Knochens in der Hängematte auf und habe einen mit dem Prädikat „Schwierig“ markierten Weg vor mir. Die Schulter –eine Outdoor-Nacht in der Matte in den Knochen – sagt Nein. Start. NeinNeinNein. Das nächste Tagesziel, ein einsames Bergdörfchen, bleibt mir gestohlen. Wenn schon nix anderes. Also bleibt der nervige Führer in der Tasche und ich marschiere der Landstraße und ihren Ortsschildern entlang zum übernächsten Stopp Pietralunga. Schlechtes Gewissen des Moglers macht sich breit. Unsicherheit. No alimentario in sight. Doch in der Ebene befallen mich erleichternde Ideen. Eine Flasche Wasser zwischen Rucksack und dem ausstrahlenden Satelliten unter dem rechten Schulterblatt schafft Schmerzlinderung. Außerdem finde ich im endlich meditativen Gehen einen Weg, die Knöchelschlaufen der Laufstöcke völlig entgegen dem produzentenintendierten Verwendungszweck um die Griffe zu wickeln, um so den Tragekomfort erheblich zu steigern. Die Krone setzt dem Marsch auf den Arsch, dass ich durchgehend mit frischen Fruttidiboscos (Brom) versorgt bin. Das doofe durchnässte Buch bleibt heute drin. Jamie Cullum’s langsame Songs tragen ihren Teil dazu bei, dass sich erstmals entlang der unendlichen Landstraße etwas wie kontemplatives Gehen einstellt. DAS wollte ich. DARAUF hab ich gewartet. Nicht alle zehn Minuten dem Diktat eines hochglanz-Möchtegernbergführers zu genügen.

Die schnellen Cullum-Nummern beschwingen. Die schöne Landschaft ist gleich schön. Und nachdem ich straßentreu einige Cammino di Assisi-Sticker entdeckt, ein paar hundert Höhenmeter hinter mich gebracht, und mir seitens der Entfernung –das Überspringen einer Tagesetappe betreffend- auch nicht viel geschenkt habe (32km heute), fühlt sich das ganze auch nicht mehr nach Mogelpackung an. Kurz vor Ziel treffe ich den englisch stotternden Fabio. Schweißtriefend. Zwei Äste in den Händen. Hundertzwanzig Kilo Minimum. Wir laufen gemeinsam nach Pietralunga, wo mir sein italienisch eine kostenfreie Unterkunft und seine offene neapolitanische Art eine wundervolle Gesellschaft bescheren. „Davide. Come eat. I don’t like when People eat alone. Il Camino is good alone. Eat not.“ Zusammen mit seinen weniger sprachbegabten Freunden trinken wir Biere, Weine, Amari, essen Pasta und unterhalten uns lautstark italienisch über unsre ersten Male. Klischeehaft. Römisches Gelage. Mit fünf Italienern (Giovanni, Simone, Davide, Diego, Fabio) verbringe ich die Nacht. Verstehe wenig. Macht nichts. „Italians are good, but stupid.“ meint Giuseppe. Maybe not so stupid. Wieder liege ich neben Fabio und seinen Nachtgeräuschen. „I am your cross“ lacht er zwischen seinen braunen Zahnlücken hindurch. „Si“ sage ich. Und trinke statt Wasser Wein.