Vegetarische Fische
Franziskusweg – Tag Sechs
Der Schweinehund hat sich nur um einen Tag verspätet. Wild. Alles in mir sträubt sich, aus dem Bett aufzustehen. Sträubt sich, sich so anzufühlen wie das bei einem gesunden Körper sein sollte. Doch gedenk des mürrischen Klostermehrbettzimmerpilgerschlafstättenverwalters quäle ich mich um acht aus der Schaumstoffmatratze und dem Einwegbettbezug. Im nächsten Cafe gibt’s Panini zum Frühstück und der Schmerz macht kurzzeitig dem ungläubigen Beglotzen der Auslage platz. „Ho un panino vegetariano?“ „Tonno.“ Punkt. Auslegungssache. Wir einigen uns auf „Uova“. Ich erwarte Eiersalat. Bekomme Majonaise. Einatmen. Ausatmen. Oh Italien. Wenn der Rest von deinem Essen nicht so großartig wäre, dein Frühstück ließe mich unsere Beziehung nochmals gründlich überdenken. Wie zu erwarten war, verflüchtigt sich der Hund recht bald und ein unkompliziert-komfortabler Zwanzigkilometermarsch beginnt. Dazu gibt’s wirklich nix anderes zu sagen. Ein hübsches Benediktinerkloster, ein paar schöne Aussichten und so manch schelmisches Selfie (Schelfie) mit Franziskusstatuen.
Selci Lama erreiche ich mit Rückenschmerzen zwar, doch wohlgesonnen und ausreichend hydriert. Hilft nix. Die Stadt ist hässlich. Zu mir. Zu sich. Zur Region, in die sie wie achtlos hineingeworfen liegt (Etwas ernüchternd, sich zwei Tage hintereinander der zivilisatorischen Schattenseiten der Region so erbarmungslos ausgesetzt zu sehen, doch das Tibertal als eine der fruchtbarsten Gegenden Italiens, muss in einer Phase ökonomischen Wachstums schnell und ohne viel Sinn für Raumnutzung, Bauästhetik oder Siedlungsplanung bevölkert worden sein). Ich möchte direkt weiter. Gebe mich geschlagen. Zwanzigkilometersindzwanzigkilometer. Die Hängematte wird in einem schmalen Waldstreifen zwischen zwei kahlen Feldern knapp über dem Boden hängend aufgespannt. Keine Schweine. Nur Hasen. Und Regen. Erstmalig. Natürlich. Genau dann…